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Maria von Linden Calw Gymnasium

"Sie macht Fremdsprache erlebbar"- Zeitungsartikel zum Ruhestand von Elisabeth Böwering-Raden

Erstellt von Sandra Müller |

MvLG-Lehrerin Elisabeth Böwering-Raden, seit Ende vergangenen Schuljahres im Ruhestand, sitzt auf gepackten Koffern. Für eine Ruheständlerin nicht verwunderlich, kann man nun endlich die Nachsaisonpreise genießen und Touristenströme vermeiden.

 

Calw. Doch die nächste Reise führt die Abteilungsleiterin für Fremdsprachen nicht etwa nach Indien oder Nepal – nur zwei ihrer geplanten Reiseziele – sondern vielmehr mit jeder Menge Neuntklässler und einer Französisch-Kollegin nach Alès in Frankreich, um den Schüleraustausch zu begleiten. Auch das kann Ruhestand sein.

Kommt man mit ihr ins Plaudern, hört man die Begeisterung für die Fremdsprachen im Allgemeinen und Spanisch im Speziellen heraus. Nach dem Studium der Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch an den Universitäten Würzburg, Wien, Lyon und Tübingen führte der Weg von Böwering-Raden nach Nagold, wo sie 1979 ihre erste Stelle am Otto-Hahn-Gymnasium antrat. Spanisch konnte sie damals nur als AG anbieten, so dass sie hauptsächlich Englisch und Französisch unterrichtete.

Lieblingsfach Spanisch

Mit dem Wechsel nach Calw im Jahr 1988 konnte sie aber wieder ihre Spanischkenntnisse einsetzen und unterrichtete eine kleine Gruppe begeisterter Schüler, wenn auch wieder nur als Arbeitsgemeinschaft. Mit dem Selbstständigwerden des Maria von Linden-Gymnasiums (MvLG) im Schuljahr 1999/2000 erhielt die Schule ein neues Profilfach – und dies war zu ihrer Freude das Fach Spanisch.

Zusammen mit einem Kollegen begann Böwering-Raden die Werbetrommel für das Fach zu rühren und die Schüler nahmen das Angebot gerne an. Zunächst als Fachschaftsleiterin Spanisch, später als Abteilungsleiterin für Fremdsprachen, war es ihr immer ein Anliegen, die Bedürfnisse der Fremdsprachen zu vertreten.

Auf die Nachfrage, warum ihr Herz ausgerechnet für Spanisch am höchsten schlage, findet sie sofort eine Antwort: Es sei diese große Freude am Fortschritt, den sie immer wieder bei Spanisch-Anfängern beobachten könne. Ausgestattet durch das grammatikalische Vorwissen durch Englisch, Französisch und Latein könnten die Schüler innerhalb kürzester Zeit sich über großen Lernzuwachs freuen und diese Kenntnisse auch anwenden.

Genau darin lag der Arbeitsschwerpunkt von Böwering-Raden: Ihr ging es immer darum, eine Fremdsprache erlebbar zu machen. Daher organisierte sie mit ihren Kollegen und begleitete auch Jahr für Jahr diverse Austauschprogramme, damit Schüler ihre Fremdsprachenkenntnisse anwenden können. Sollte ein Austausch mit einer Partnerschule nicht möglich sein, boten sie und ihre Kollegen zumindest Sprachreisen ins Ausland an.

Böwering-Raden besuchte mit Schülern unter anderem Mallorca, Bilbao, Madrid, Toledo und Montbrison als Sprachreise oder Austausch und Granada, Katalonien, das Baskenland und London als Studienfahrt. Und sie betreute Schüler, die an einem mehrwöchigen Austausch mit Argentinien teilnahmen.

Vor allem Reden wichtig

Betrachtet man die organisierten Sprachreisen näher, so merkt man, dass immer eines im Mittelpunkt stand: Das Sprechen in der Fremdsprache.

So berichtet Böwering-Raden von einem Theaterspaziergang durch Toledo, bei dem die deutschen Schüler in Gruppen an verschiedenen Stellen der Stadt kurze, selbst erfundene Szenen auf Spanisch zum Besten gaben und so die begleitenden Lehrer und Mitschüler bestens unterhielten. Oder von dem bestehenden Austausch mit einer Schule in Toledo, in der die spanischen Austauschschüler kein Deutsch lernen. Die deutschen Schüler sind daher gezwungen, sich auf Spanisch zu unterhalten, was die Kommunikationsfähigkeit stark verbessert.

Insgesamt bewertet Böwering-Raden die Veränderungen der Fremdsprachen am Gymnasium als äußerst positiv. Durch die Kommunikationsprüfung im Abitur und durch die mediale Aufwertung der Sprachen würde eine Abkehr vom "schnöden Übersetzen und Benennen grammatikalischer Strukturen" erfolgen und die Schüler erlangten dadurch eine wirkliche Kommunikationsfähigkeit, die im Alltag anwendbar ist.

Für das MvLG freut sie sich, dass neben den Austauschprogrammen mit Frankreich und Spanien nun auch eine Sprachreise nach England hinzugekommen sei, die im vergangenen Schuljahr zum ersten Mal mit großem Erfolg durchgeführt worden sei.

Nach der Rückkehr aus Alès werden eventuell doch die Koffer neu gepackt, viele Kinder und Enkelkinder wollen besucht werden. Aber lang wird sie nicht fort sein. Denn die Proben des Projektchors für die nächsten Aufführungen im Februar laufen ja auch weiter. Somit kann das MvLG in Raten Abschied von der sprach- und kulturbegeisterten Abteilungsleiterin nehmen.

Elisabeth Böwering-Raden ist trotz Ruhestand noch im Einsatz fürs MvLG.