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Maria von Linden Calw Gymnasium

"Geschliffene Sprache", Zeitungsartikel über das Stück der Theater-AG im Schwarzwälder Boten

Erstellt von Roland Stöß |

Junges Theater, gespickt mit raffinierten Wortspielen, Ironie und einem Happy End. Wer das mag, der sollte sich am Freitag Oscar Wildes Stück "Bunbury" nicht entgehen lassen. Eine erste Vorstellung im Forum des Maria von Linden-Gymnasiums (MvLG) wurde vom Publikum mit viel Beifall bedacht.

 

Für manch einen Kunstinteressierten ist das Theater am MvLG mehr als ein Geheimtipp. Hier probieren sich junge Schüler in einer Theater AG an höherwertigerer Literatur aus. Mit zwei öffentlichen Vorstellungen präsentiert man am Ende das Ergebnis wochenlangen Auswendiglernens und Einübens der richtig gesetzten Gesten, Mimik sowie Theatralik. Auch die feine, geschliffene, schriftdeutsche Sprache und korrekte Akzentuierung am rechten Platz will geübt sein. Um es vorweg zu nehmen: Alles gelang hervorragend.

Umstrittener Schriftsteller

Dieses mal war Oscar Wilde dran. Der junge Mann aus gutem irischem Hause lebte von 1854 bis 1900. Er wurde bald zu einem der umstrittensten Schriftsteller seiner Zeit. Zum einen wegen seiner privaten Eskapaden, man sagte auch Dandy zu ihm, seinem extravaganten Auftreten und seiner, damals verbotenen (homosexuellen) Neigungen. Diese brachten ihn auch ins Gefängnis und letztendlich in den Tod. Seine Sprachgewandtheit, der ihm zugeschriebene Sinn für Humor, Ironie, aber auch für Dramatik, seine Anteilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben, alles zeichnete Wilde aus.

Die in Stammheim aufgeführte Fassung des Stückes trägt den weiteren Titel "Die Wichtigkeit Ernst zu sein". Genau hier wird Zweideutigkeit und Sprachwitz des Autoren erfahrbar. Denn man fragt sich, von was handelt das Stück? Vom Namen "Ernst" oder um den "Ernst des Lebens". Drei Akte sind mit Wortspielen angereichert. Verwechslungen, Wortverdrehungen, Doppeldeutigkeiten und Anspielungen auf das ewig währende Mann-Frau Spiel machen Freude.

Die beiden männlichen Ernst-Darsteller John und Algerom (Jerome Michel und Max Ankenbrand) treffen sich und lassen keinen Zweifel, Man(n) sucht das Vergnügen. Dabei ist die Vortäuschung Mittel, um an das Ziel (die Angebetete) zu gelangen. Vieles ist recht bald durchschaut. "Wenn Männer über das Wetter reden, meinen sie meistens etwas anderes."

Die hübschen Ladys haben es ja auch faustdick hinter den Ohren. Beide möchten nur mit dem "Ernst". Cecily (Lea Haufler) bekommt eine Gänsehaut beim Gedanken an ihren Ernst. "Ich bin noch nie einem richtig verdorbenen Menschen begegnet." Zudem ist sie "gegen die Manie, schlechte Menschen in gute verwandeln zu wollen" und meint "ich möchte gar keinen klugen Mann fangen – ich wüsste nicht, worüber wir reden sollen".

Gwendolen (Katharina Kolbe) schwant, wegen des zu befürchtenden Machtwortes von Lady Bracknell (Isa Jauch) sehr lange auf ihren Ernst warten zu müssen. "Wenn es nicht zu lange dauert, warte ich ein Leben lang." Welch ein Satz.

Tolle Frisuren

Es spielen zudem Selina Blaich, Lilli Stoffels, Lorenz Neumann und Jessica Behrmann tragende Rollen. Regisseur Michael Flach, Pascal und Fabienne Schmidt und Victoria Kopp sorgen für Licht und Ton. Und für die tollen Frisuren, Requisiten und Makeups engagieren sich Kerstin Dolzmann, Lea Leven, Lea van de Vijver, Susanne Stoffels, Eli Jansen. Die Kostüme, eine Augenweide, stammen aus dem Fundus der Herrenberger Bühne.

Übrigens: Ganz am Ende fliegt der Schwindel fast auf und bietet dennoch eine faustdicke Überraschung. Die jedoch nicht verraten wird. Am Freitag findet ja die Wiederholungsvorstellung statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten für vier beziehungsweise sechs Euro gibt es an der Abendkasse. Für Butterbrezeln und Getränke wird gesorgt.

Schüler des Maria von Linden-Gymnasiums überzeugen die Besucher mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten. Foto: Stöß