Zum Hauptinhalt springen
Maria von Linden Calw Gymnasium

"Ausdenken kann sich so was keiner", Zeitungsbericht über das Kulturcafé mit Han's Klaffl

Erstellt von Roland Stöß |

Ausdenken kann sich so was keiner

Das Kulturcafé im Maria von Linden-Gymnasium (MvLG) landete mit dem Auftritt von Han’s Klaffl einen Volltreffer. Es wurde viel gelacht. Kein Wunder, denn es waren drei bekannte Zielgruppen, über die der Humorist und Pädagoge witzelte. Schüler, Eltern und Lehrer.

Calw-Stammheim. Jeder fand sich hier und da im Fadenkreuz des oft spöttischen, aber nie verletzenden Kabarettprogramms. Han’s Klaffl war 40 Jahre lang Gymnasiallehrer, bevor er sich in die Eliteliga deutschen Kabaretts hinein katapultierte. Dabei halfen ihm die Geschichten, die das Schulleben schreibt und die jedem aus dem Publikum zumindest "vom Hörensagen" bekannt sein dürften.

Dafür, dass er für seine Programme nur tatsächliche Begebenheiten aufschreibt, hat er eine einleuchtende Erklärung parat. "Ausdenken kann sich so etwas kein Mensch". Für das Apostroph im Vornamen hat er auch eine Begründung. Früher war das "Deppenapostroph" verboten. Dann erlaubt. Irgendwann würde es Pflicht werden. Er sei der Entwicklung nur vorausgeeilt.

Vier Programme nennt Han’s Klaffl sein eigen. Alle spielt er parallel auf verschiedenen Bühnen. In Calw versprach er über exklusive Hintergründe und Interna: "Ein Lehrer packt ein". Das Bühnenbild bestand aus einem Pult, zwei Instrumenten und zwei Ordnern. "Drohbriefe" und "Fortbildung" stand auf diesen. Wobei der Letztere als Rotweinflaschenversteck diente.

Alle bekamen ihr Fett weg – Garantie für unbegrenztes Lachen. So in der allerersten Szene auf Kosten des Publikums. Am Pult stehend, mit einer Flasche Rotwein bewaffnet, korrigierte er Klassenarbeiten mit fettem Rotstift. Große Qualen erleidet er eh ob der großen Menge von noch unerledigten Arbeitsblättern.

Alle Schüler haben das Wort "Rhythmus" falsch geschrieben. Nur der Legastheniker nicht. Die Frage ans Publikum, wie nun "Rhythmus" geschrieben wird, lässt manchen verschämt zur Seite blicken. Han’s Klaffl wiederum kennt diese Taktik der Nichtwissenden; weil er sie oft im Unterricht erlebt hat.

Zur Melodie von "Bright side of life" mimt er den gleichermaßen geplagten wie entspannten Schüler. Halb auf einem Küchenstuhl liegend, mit der Rückenlehne federnd, spielt er mit nach oben gerichtetem Blick Klavier. Den Schüler lässt er langsam, wirklich seeeehhhhhr langsam flüstern "Wissen Sie, als Schüler hat man den gaaaanzen Taaaaag nuuuur Stress".

Tagespolitik bleibt an diesem Abend auch nicht außen vor. Er spielt den Beamten im Kultusministerium. Der denkt erst einmal an Nichts. "So lange ist alles gut. Denn er ist von keiner Sachkenntnis behindert."

Vergleich: Farbe beim Trocknen beobachten

Klaffl erinnerte an den Religionsunterricht ganz früherer Zeiten. Als der katholische Pfarrer noch Sexualkunde lehrte. "›Da kommt wieder unser Theoretiker‹, sagten wir dann". Nur um dann hinzuzufügen "was ja wiederum auch nicht stimmt". Und was macht so eine Truppe Lehrer eigentlich in einer Lehrerkonferenz? Ganz einfach: "Stellen sie sich vor, wie Sie eine Farbe beim Trocknen beobachten".

Dann kamen jene Eltern dran, die an Elternsprechtagen den Lehrern zeigen wollen, "wie Pädagogik funktioniert". An diesem Tag werde der Unterschied zwischen gemessener und gefühlter Kompetenz besonders deutlich.

Es war ein üppiges Programm von rund zwei Stunden, das Klaffl präsentierte. Markus Leukamp und das Team vom Kulturcafé dürfen zufrieden sein. Hat sich doch die Mühe und das Wagnis, eine solche Veranstaltung an eine Schule zu holen, gelohnt. Das Publikum dankte mit zahlreichem Besuch.

Mehr Informationen zum Kulturcafé gewünscht? Folgen Sie bitte dem Link.

Halb auf einem Stuhl liegend mimte Han’s Klaffl einen Schüler. Foto: Stöß