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Maria von Linden Calw Gymnasium

"Berührende Dialoge, packende Geschichte", Zeitungsartikel zur Theateraufführung "Maria Stuart" am MvLG

Calw-Stammheim. Es ist mucksmäuschenstill im Klassenzimmer. Die Schüler hören gebannt auf ein Gespräch, das mit großen Emotionen geführt wird und sichtlich unter die Haut geht. Die zehnten Klassen des MvLGs erleben eine ungewöhnliche Theateraufführung. Die Karlsruhe Bühne "TheaterMobileSpiele" zeigt Friedrich Schillers Klassiker "Maria Stuart" mit dem Untertitel "Macht und ­Marter". Zwei Profi-Schauspielerinnen geben dabei ­keine Geschichtsstunde, sondern halten sich exakt an Schillers ­Originaltext und richten den Fokus ihres Spiels auf das Innenleben der beiden konkurrierenden Herrscherinnen.

"Der Untertitel unserer Produktion bedeutet die kör­perlichen und seelischen Schmerzen, die Marter derer, die Macht ausüben und derer, über die sie ausgeübt wird", heißt es in der Ankündigung. Entsprechend ist die ­Auf­führung von zu Herzen gehenden Dialogen geprägt.

Das Trauerspiel kommt mit wenig Requisiten aus. Im vorderen Teil des Raums sind zwei Zelte aufgebaut. Das düstere, schwarze stellt das Gefängnis der schottischen Königin Maria dar. Das helle, goldglänzende Zelt verkörpert den Palast der englischen Königin Elisabeth I.. Bei dem Gespräch geht es um einen schon lange schwelenden Konflikt. Maria ist aus Schottland nach England geflüchtet, wird dort jedoch keineswegs freundlich aufgenommen, sondern stattdessen isoliert und gefangen gehalten.

Gegenwärtige Missstände werden angeprangert

 

Die schottische Regentin hört, dass Maria hingerichtet werden soll, da sie sich über das geplante Attentat an der englischen Königin Elisabeth I. positiv geäußert haben soll. Mit allen Mitteln versucht die eingekerkerte Schottin bei ihrer Verwandten Elisabeth I. Mitgefühl zu erreichen, sie umzustimmen und eine Begnadigung zu erwirken. Bei dem emotional geführten Gespräch wird sie von Elisabeth I. jedoch permanent gedemütigt.

Dabei verliert Maria die Beherrschung und verletzt ihrerseits die Würde der englischen Königin. Elisabeth tut sich zunächst schwer mit der Hinrichtung ihrer Rivalin um den englischen Thron. Ihre Verwandte aus Schottland ist immerhin eine gesalbte Königin, nach damaligen Verständnis eine "Königin von Gottes Gnaden". Doch das höchste, englische Gericht hat den Tod Marias beschlossen und Elisabeth unterschreibt nach einigem Zögern das Todesurteil.

"Die Krone fühl ich wieder auf dem Haupt, den würdigen Stolz in meiner Seele". Dies sind nach Schiller die letzten Worte der schottischen Königin.

Der schauspielerischen Konzeption scheint der Bezug zur Gegenwart wichtig zu sein. So ist die Inszenierung einerseits an die damalige Zeit angepasst, allerdings mit einigen modernen Akzenten, die einen aktuellen Bezug herstellen. Zum Beispiel ist auf dem Kostüm der Maria der Schriftzug "Free Deniz" zu lesen, eine Anspielung auf den lange in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel. So wird die Aufführung auch zu einem Politkrimi, der indirekt auch gegenwärtige Missstände anprangert.

Am Ende zeigen sich die jungen Zuschauer stark be­eindruckt von starken, geradezu leidenschaftlichen Dar­stellung der beiden Schauspielerinnen. Viele Inter­pretationsmöglichkeiten stehen im Raum und bieten Stoff für weitere Überlegungen im Unterricht.

Dramatik pur: Die schauspielerische Leistung der Frauen hinterließ bei den Schülern des Maria von Linden-Gymnasiums einen bleibenden Eindruck. Foto: Stöß