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Maria von Linden Calw Gymnasium

"Kinder typengerecht ansprechen", Artikel über das Kulturcafé am 07.02.2018

Erstellt von Roland Stöß |

 

Laotse sagte: "Lernen ist wie gegen den Strom rudern. Sobald man aufhört, treibt man zurück." Eigentlich betrifft diese Weisheit uns Menschen lebenslang. Doch vor allem brennt das Thema Eltern unter den Nägeln.

 

Calw-Stammheim. Im vollbesetzten Foyer des Maria von Linden Gymnasiums (MvLG) konnten Eltern viel lernen. Eine davon: Erfolgreiches Lernen findet weniger mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen statt.

Im Kulturcafé der Stammheimer Bildungseinrichtung versprühte der Lerncoach und Theaterpädagoge Andreas Schnell mit viel Witz und einer Prise Ironie vor allem Mut und Hoffnung. Es lohne sich, das Lernen zu lernen. Ziel sei, die Schülerinnen und Schüler sollen Vertrauen zu ihrem eigenen Können gewinnen und Lernen als positive Herausforderung erfahren. Neben einem leichteren Umgang mit dem Lernen gewännen die Kinder dadurch an Selbstbewusstsein, so Schnell.

Lernen macht dann Freude, wenn die Stärken herausgestellt werden. Positiv Erlebtes motiviert. Auf Gutes kann aufgebaut werden. Negatives zerstört die Motivation.

Der Redner aus den Reihen des gemeinnützigen Vereins "LVB Lernen e.V." bat die gut 200 Besucher zunächst, beide Hände zur Faust zu ballen, um diese dann aneinander zu führen. So konnte jeder sehen, wie groß unser Gehirn ist. Anschließend führte er in die Geheimnisse der beiden Gehirnhälften ein. Das Wissen um das Ultrakurzzeit-, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis sei ein bedeutender Faktor beim Lernen. Auch hier gilt: Mit Emotionen beladen, gelangt das Gelernte eher in die richtige ›Schublade‹ (Langzeitgedächtnis). Es sei wichtig, dass die Schüler, ihr Wissen ordentlich und strukturiert ablegen.

Mehr Informationen

Was Struktur bedeutet, erlebten die Zuhörer am eigenen Leib durch eine Merkübung. Dort, wo Struktur gegeben war, wurden im Nu super Ergebnisse erzielt und 20 Begriffe nach zwei Minuten Auswendiglernen aufgezählt. Der Umkehrschluss wurde ebenso deutlich bewiesen. Ohne Struktur können nur sieben Informationen gleichzeitig in das Ultrakurzzeitgedächtnis gelangen. Damit nach dem Üben das Gelernte gefestigt werden kann, sollte auf keinen Fall sofort der PC oder das TV-Gerät eingeschaltet werden. Das Gelernte muss erst einmal verarbeitet und gefestigt werden. Somit ist die Belohnung "Wenn Du die Hausaufgaben gemacht hast, darfst Du an den PC gehen" kontraproduktiv.

Zum Thema "Belohnung" hatte der exzellente Rhetoriker Schnell eine logische Erklärung parat. Wenn ein Ergebnis, das erst später deutlich wird (eine Note bei einer Klassenarbeit), belohnt wird, fehlt der zeitliche Zusammenhang zur Arbeit. Besser wäre es, die Anstrengung selbst zu belohnen. So wächst die Motivation zur Anstrengung. Als "Lohn" eigne sich vor allem, etwas mit dem Kind zu unternehmen, ihm Zeit zu schenken.

Deutlich wurde in diesen kurzweiligen beiden Vortragsstunden: Was Spaß macht, bleibt im Gedächtnis. Für manch eine Lachsalve sorgte der diplomierte Absolvent eines Schauspielstudiums, indem er treffsicher manch einen Schülertypus gekonnt imitierte.

Hoher Bekanntheitsgrad

Hier wurde die grundlegendste Erkenntnis des Abends deutlich. Menschen sind grundverschieden. Man unterscheidet zwischen vier Lerntypen.

Der logisch-abstrakte Lerntyp hat eine schnelle Auffassungsgabe, ist ehrgeizig, möchte somit immer der Beste sein. Damit könne ihn man dann auch motivieren. Er liebe den Frontalunterricht im gleichen Maße, wie für ihn Rollenspiele ein Graus sind.

Der sicherheitsliebende Typ ist sehr ordentlich, braucht seine Strukturen, ist still und nach innen gekehrt. Es könne ihm an Fantasie mangeln. Da er viel nach Gehör schreibt, können Rechtschreibfehler häufiger vorkommen. In beiden Fällen würde letztendlich viel Lesen helfen. Der emotionale Lerntyp sehnt sich nach Geborgenheit, ist feinfühlig, lerne langsamer. Selbstvorwürfe können ihn hemmen. Bei ihm sollte viel mit Lob gearbeitet werden. Seine musischen Seiten sind Stärken. Schnell hatte ein Beispiel parat, bei dem es durch Sprechgesang (Rap) gelang, den Zugang zu einem Thema zu finden.

Für manchen Lacher sorgte die Darstellung des vierten Typs. Der kreativ-chaotische Typ schien im Auditorium großen Bekanntheitsgrad zu besitzen. Fantasievoll, kreativ, oberflächlich, unordentlich und die Gabe einer regen mündlichen Beteiligung, um auf sich aufmerksam machen zu wollen, waren nur einige Attribute, die Schnell zur Personifizierung vortrug.

Letztendlich gelte es für die Eltern, sein Kind typgerecht anzusprechen, um es zu erreichen. Aber Achtung: Wie bei den Erwachsenen gibt es auch bei den Kindern immer wieder Mischformen bei den Typen. Das ist die Kunst des Zuhörens und Sehens, wo sich das Kind gerade befindet, um es dort abzuholen, wo es gerade steht.

Theaterpädagoge Andreas Schnell zeigt in einem Vortrag auf, wie man "lernen lernt". Foto: Stöß