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Maria von Linden Calw Gymnasium

"Musiker-Allianz überwindet Grenzen", Zeitungsbericht über das Konzert in Toul

Erstellt von Roland Stöß |

In der geschichtsträchtigen "Kathedrale St. Etienne zu Toul"  erlebten die Menschen ein beeindruckendes Beispiel französisch – deutscher Freundschaft. Zum Konzertende erklang das Wort AMEN, gewaltig wie ein Donnerhall. So entlud sich eine tonale Urgewalt und erfüllte den riesigen Innenraum dieser imposanten Kirche im gotischen Stil.  

Die sichtbar ergriffenen Zuhörenden im vollbesetzten Kirchenschiff schwelgten geradezu im Bad der Emotionen. Auch ein Grund für den frenetischen Applaus nach, eben diesem aller letzten,  wuchtigen Ton, welcher noch Sekunden wie ein Donnergrollen nachhallte und einen erzittern ließ. Auch bei den Musizierenden selbst sollte dieser Moment wie perfekter Abschluss einer  wunderbaren Konzertreist stehen. Ein Moment, wie gemalt als Symbol für eine Ansammlung  mehrerer erfolgreicher Allianzen, die im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen sprengten. 

Vor sechs Jahren wurde der Lions Club Bad Wildbad auf dieses außergewöhnliche Musikprojekt im Landkreis Calw aufmerksam. Ein  Zusammenschluss aus Kammerorchester Altensteig, der Musikschule Altensteig, dem Jugendsinfonieorchesters inklusive dem Christophorus-Gymnasium Altensteig sowie den Chören des Maria-von Linden-Gymnasiums Calw Stammheim.  So kam es zu ersten Konzerten in Toul / Frankreich. Nach überwältigenden Erfolgskonzerten in den Jahren 2014 und 2016  lud man nun das Großensemble zu einer Neuauflage in die lothringische Stadt am westlichsten Punkt der Mosel. Die Reden des Bürgermeisters von Toul, des Pfarrers und verschiedener  Lions Präsidenten ließen aufhorchen. Für das Engagement liege bei den Lions Clubs die Erkenntnis zugrunde, dass Völker nicht durch Gewalt, sondern nur durch ein friedliches Miteinander gewinnen können. Der Begriff „Lions“ ist eine Abkürzung für „Liberty Intelligence and Our Nations Safety“, also Freiheit, Aufklärung und die Sicherheit unserer Nationen. Die Clubs und deren soziales Engagement diene diesen Zielen.  So kam es nun nicht von ungefähr, dass gerade nach 25 Terroranschlägen in Frankreich seit dem 21. Dezember 2014 mit insgesamt 269 Toten und 953 Verletzten die Bedeutung einer solchen internationalen Veranstaltung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Dies war  Motivation für den hiesigen, Bad Wildbader Club, gemeinsam mit mehreren französischen Lions Clubs abermals dieses außergewöhnliche und einmalige Musikprojekt zu organisieren. 

Auf französischer Seite gelang einem großen Stab an ehrenamtlichen Helfern abermals ein logistisches Meisterwerk. 50 Instrumentalisten und 160 Choristen wurden von den französischen Gastgebern sehr freundlich empfangen und fürsorglich umsorgt. Es musste ja für Unterkunft und Bewirtung gesorgt werden. Beides gelang. Für die musikalische Umsetzung des großen Musikereignisses zeichneten sich Jutta Hay, Stefanie Strobel, Renate Harr und Wolfgang Mücke verantwortlich. Hay dankte nach dem Konzert ausdrücklich den vielen Helfenden im Hintergrund. Sie nannte beispielsweise den Verein „Oben auf“, den Orchesterverein Altensteig sowie den Förderverein des MvLG Stammheim. 

Mit Werken von Bach (Dirigat Wolfgang Mücke) und Mozart und dessen "Ave Maria Corpus“ ließ man sofort Beschwingtheit und Besinnlichkeit in die Kathedrale einkehren. Bei manch einem aus Deutschland angereisten Gastes wurde so für edelste Momente instrumentaler und choraler Hörgenusses gesorgt.

Mit Karl Jenkins Komposition „Stabat Mater“, die vor 11 Jahren in Liverpool uraufgeführt wurde, gelang es dem Projekt, die Menschen im Zuhörerraum zu fesseln und zu verzaubern. Sie hörten ein musikalisch vertontes Gebet aus dem 13. Jahrhundert, das Maria unter dem Kreuz betrachtet. Jenkins ergänzte das lateinische Gebet durch vertiefende Texte in mehreren Sprachen. Der walisische Komponist verband hierbei sowohl westliche Musik als auch andere ethnische Einflüsse in Instrumenten und Singweisen; hier insbesondere aus dem Nahen Osten. Dieses "Stabat mater" wurde wunderbar in 12 Sätze gefasst, in denen auch Stimmen zu hören waren, die sich am westlichen Gesang orientierten. Schülerinnen aus dem Maria von Linden Gymnasium taten sich  im Beisein ihrer, eigens angereisten Schulleiterin Birgit Scholl, als Solistinnen hervor. Zum beeindruckenden Beispiel für die Vielseitigkeit des Werkes wurde  "And the mother did weep"; eben dieses Stück,  welches eine Zeile enthält, die vom Chor gleichzeitig in englisch, lateinisch, griechisch, aramäisch und hebräisch gesungen wurde. Die Instrumentalisten und die Chöre folgten dem leidenschaftlichen Dirigat einer abermals famosen Stefanie Strobel. 

Eine stattliche Delegation von rund 200 Musikern aus der Region war zu Besuch im lothringischen Toul.