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Maria von Linden Calw Gymnasium

Studienfahrten der 10. Klassen nach Dachau - ein Bericht von Jana Heer (10c)

Die letzten Überreste einer schlimmen Zeit - Dachaustudienfahrt der 10. Klassen des Maria von Linden-Gymnasiums

„Wir wussten nicht, dass die Kinder wenige Tage später nicht mehr gelebt haben.“

Vom 21. bis 23.09. und vom 26. bis 28.09. befanden sich die Schüler*innen der Klassenstufe 10 des Maria von Linden-Gymnasiums auf Studienfahrt in Dachau, um sich dort näher mit dem Thema Nationalsozialismus zu befassen und das Konzentrationslager sowie weitere Gedenkstätten in Dachau zu besuchen.

Dort angekommen, wurden die Schüler*innen in Kleingruppen mit jeweils zwei Betreuern eingeteilt, welche ihnen den Ablauf der weiteren Studienfahrt erläuterten.

Nach dem Mittagessen am ersten Tag, zeigten die Betreuer*innen, unter anderem Frank Hoffmeister und Kilian Schultheiß des Max Mannheimer Studienzentrum Teams, den Schüler*innen Biografien verschiedenster Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus, die entweder schon verstorben oder Überlebende sind. Darunter auch Jakob Bamberger. Die Schüler*innen bekamen Zeit sich selbst mit den Menschen und ihren Biografien zu befassen, in dem sie selbst ein Interview aufbereitet haben. Anschließend sind die Betreuer*innen mit den Schüler*innen noch ein Stück durch Dachau gelaufen und haben sich auf dem Weg die Gleise der Todeszüge, Infotafeln und weitere Denkmäler angesehen.

Am nächsten Tag sind morgens alle in Richtung Konzentrationslager aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin wurden den Schüler*innen noch weitere wichtige Orte gezeigt. Im KZ selbst wurden sie an Orte, wie den Appellplatz, die Dunkelzellen, die Schlafstätten und das Krematorium geführt. Bei den meisten Befragten hinterließ das Krematorium, aber auch die Größe des KZs, die tiefsten Eindrücke. Allen Beteiligten wurde nochmals vor Augen geführt, dass damals die Gefangenen und Ausgeschlossenen nicht einfach gestorben sind, sondern umgebracht wurden.

Wieder zurück, haben sich die Schüler*innen mit der Jugend im Nationalsozialismus befasst. Dabei ging es unter anderem um die Propaganda, die damals für Verbände, wie die Hitlerjugend oder den Bund der Deutschen Mädel gemacht wurde. Des Weiteren haben sich die Schüler*innen erneut in Kleingruppen mit verschiedenen Personen der damaligen Zeit befasst und sie anschließend den anderen Gruppen vorgestellt. Dadurch haben alle Schüler*innen einen guten Einblick in das damalige Leben erhalten und feststellen können, wie sich die Nazis und der Nationalsozialismus auf das Leben der Ausgegrenzten, unter anderem der Juden, der Homosexuellen, der „Asozialen“ und den politischen Gegnern, ausgewirkt hat.

Am letzten Tag gab es über Zoom ein Zeitzeugengespräch mit Ernst Grube, dessen Mutter jüdischer Herkunft war. Er berichtete von seinem Leben und wie er und seine Familie immer mehr ausgegrenzt wurden. „Die Ausgrenzung, die Ablehnung hat uns immer mehr isoliert.“ Seine Familie wurde, wie viele andere jüdische Familien, später getrennt. Dazu sagte Herr Grube: „Das Ziel der Nazis [war], jüdische Familien zu trennen.“
Ein wichtiger Abschnitt seines Lebens fand, laut Grube, in einem jüdischen Kinderheim statt. „Das Kinderheim ist eine Zeit meines Lebens, die mich bis heute prägt. Und das nicht wegen dem Glauben, sondern wegen der Gemeinschaft, der jüdischen Gemeinschaft.“
Die Situation spitzte sich aber auch im Kinderheim zu. Jüdische Kinder durften nicht mehr zur Schule gehen und der Judenstern wurde eingeführt. Letztendlich begannen auch die Deportationen aus dem Kinderheim. „Wir wussten nicht, dass die Kinder wenige Tage später nicht mehr gelebt haben.“

Er und seine Familie hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass sie durch den nichtjüdischen Vater geschützt wären. Als Herr Grube 9 Jahre alt war, kamen sie jedoch trotzdem ins „Ghetto Theresienstadt“, in dem ihnen der Tod drohte. Ernst Grube sagte über die Zeit im Ghetto und KZ: „Und dieses Nichtwissen, aber Fürchten, hat uns in diesen drei Monaten begleitet.“. Am 08. Mai 1945 wurde das KZ Theresienstadt befreit.

Jana Heer (10c)

Die Schülerinnen und Schüler im Zoom-Gespräch mit Ernst Grube, der das KZ Theresienstadt überlebte.