„Wenn Kinder aus dem Rahmen fallen – hochbegabte Kinder klug begleiten“
Zwei bis drei Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft sind hochbegabt. Stellt man in Rechnung, dass an einer Schule wie dem Maria-von-Linden-Gymnasium die leistungsfähigeren Schüler sitzen, so muss man annehmen, dass der Prozentsatz der hochbegabten Kinder hier noch einmal etwas höher liegt. Das bedeutet, dass man im Schnitt ca. ein bis zwei Schüler pro Klasse hat, die in irgendeiner Form oder auf irgendeinem Feld höher begabt sind.
Aber was sind die genauen Anzeichen? Woran kann man erkennen, ob es sich im konkreten Fall tatsächlich um Hochbegabung handelt? Und wie sollte man mit diesen Kindern angemessen umgehen?
Auf diese Fragen lieferte Regine Lang in ihrem Vortrag „Wenn Kinder aus dem Rahmen fallen – hochbegabte Kinder klug begleiten“ im Rahmen des Kultur-Cafés am Maria-von-Linden-Gymnasium kompetente Antworten. Regine Lang, von Haus aus Diplom-Psychologin und Erzieherin, arbeitet seit nunmehr über 20 Jahren im Bereich der Hochbegabung. Im Tübinger Institut für Hochbegabung diagnostiziert sie Kinder und hilft anschließend Eltern und Lehrern eben diese sinnvoll zu begleiten. Wenn man von Hochbegabung spricht, so meint man in der Regel eine intellektuelle Hochbegabung. Diese wird über einen Intelligenztest ermittelt. Liegt der IQ bei 130 und mehr, so spricht man von Hochbegabung. Damit aber gerade Kinder ihre Hochbegabung sinnstiftend und gewinnbringend für sich und ihre Umwelt aus- und erleben können, braucht es noch mehr, als die bloße intellektuelle Veranlagung. Hinzukommen muss eine hohe Motivation, Kreativität und Interesse sowie ein geeignetes Umfeld. Neben der persönlichen Konstitution des Kindes bedarf es also sensibler Eltern, Erzieher und Lehrer, die eine Hochbegabung erkennen und diese fördern und fordern.
Doch woran erkennt man eine Hochbegabung? Ist es die schnelle Auffassungsgabe, die hohe und sich früh zeigende sprachliche Kompetenz? Ist es die Detailverliebtheit oder die umfangreiche Faktenkenntnis auf einem speziellen Gebiet? Sind es die guten Leistungen in der Schule, im Verein oder beim Erlernen eines Instruments? Oder ist es gar das permanent gelangweilte, ständig störende und unverschämte Problemkind in der Schule? Ja, all das kann es sein und eben auch nicht. Letztlich Gewissheit, ob ein Kind hochbegabt ist, liefert nur ein fachmännisch erstellter und ausgewerteter Intelligenztest.
Regine Lang hat es mit ihrem selbstbewussten, eloquenten und durch Anekdoten aus dem Berufsalltag gespickten Vortrag geschafft, den knapp 50 Besuchern des Kultur-Cafés das Thema Hochbegabung auf eine humorvolle und trotzdem der Sache angemessene Ernsthaftigkeit näherzubringen. Der Hinweis an die Zuhörer war, die Antennen zu schärfen, hochbegabte Kinder zu erkennen und diesen mit ihren sehr individuellen Begabungen gerecht zu werden, um dadurch ihr „Anderssein“ wieder zu einem „Normalsein“ werden zu lassen.
Markus Leukam